Denkfehler und ihre Rolle bei psychischen Erkrankungen

Bei der Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Erkrankungen spielen Störungen in der Informationsverarbeitung eine große Rolle. Unsere Einstellungen und Grundüberzeugungen wirken sich stark auf die Interpretation unserer Umwelt und unserer Gefühlslage aus.

Denkfehler können dazu beitragen, negative Ansichten über uns selbst, die Umwelt und die Zukunft zu entwickeln und zu festigen.

Die Folge sind oft belastende Gefühle und unangemessene Verhaltensweisen, die im Sinne eines Teufelskreises zu einer Aufrechterhaltung von falschen Annahmen und verzerrten Sichtweisen beitragen. Die Bewusstmachung und Bearbeitung von kognitiven Verzerrungen ist dementsprechend oft Teil einer psychotherapeutischen Behandlung.

Einer der häufigsten Denkfehler bei Depressionen ist das sogenannte dichotome Denken, bei dem nur in zwei Kategorien (Schwarz oder Weiß) ohne Zwischenstufen unterschieden wird. Sachverhalten werden dabei oft einseitig bzw. subjektiv bewertet und Abwägungsmöglichkeiten gehen verloren (z. B.: „Wenn ich nicht total erfolgreich bin, bin ich ein Versager“).

Ein weiterer häufiger Denkfehler ist die selektive Verallgemeinerung, bei der übermäßig viel Aufmerksamkeit auf ein negatives Detail gelegt wird und das vollständige Bild in den Hintergrund gerät. Einzelne negative Aspekte z. B. einer Beziehung werden überbewertet und widersprechende Informationen ausgeblendet (z. B.: „Mein Partner war einmal unpünktlich, also bin ich ihm nicht wichtig“).

Typisch für Personen mit Angststörungen ist der Denkfehler des emotionalen Schlussfolgerns, bei dem etwas als wahr angenommen wird, weil man entsprechend fühlt (z.B. „Fliegen macht mir mehr Angst als Autofahren, daher muss es gefährlicher sein“).

Beim Katastrophisieren werden zukünftige Katastrophenszenarien gedanklich vorweggenommen, ohne das es dafür Anhaltspunkte gibt (z. B. In vollen Räumen bekomme ich Atemnot und falle in Ohnmacht“). Bestimmte Situationen werden in der Folge oft gemieden, wodurch die falschen Annahmen nicht durch korrigierende Erfahrungen widerlegt werden können.